MÖVE Herrenrad 1958
MÖVE 28" Herrenrad Bj. 1958



Vor einiger Zeit war eine gute Freundin von mir für ein Photoprojekt auf der Suche nach einer Wohnung die noch typisch ostdeutsch eingerichtet ist. Bei Herrn Heinze wurde sie schließlich fündig. Neben einer Vielzahl an bewohnbaren Zeitzeugen besaß dieser Mann auch noch zwei DDR-Räder. Ein Diamant Damenrad aus den späten 70er Jahren und ein MÖVE Herrenrad von dem er mir berichtete dass er es 1958 gekauft hat und es nun verkaufen möchte. Zuschlag!
Das Fahrrad war war im Original dunkelgrün und wurde im Laufe der Jahre immer mal wieder etwas verändert und "repariert". Das heißt der Lack wurde mal mit grüner Farbe ausgebessert, mal mit Grau und zuletzt auch mit einem Klecks Silberfarbe. Die Schutzbleche wurden irgendwann gegen westliche Chrombleche getauscht und auch die originale Beleuchtung wurde in den 80ern modernisiert. Ein Kindersattel am Rahmen und der Rost hatten in den 52 Jahren deutliche Spuren hinterlassen. 
Es gab nicht ein Chromteil das nicht stark beschädigt war und von den 72 Speichen ließen sich nur 3 lösen währen der Rest der Kneifzange zum Opfer fiel.
Man muss aber anerkennen dass alle Lager hervorragend gefettet waren und nur das untere Lager der Gabel zermalmt wurde da die Gabel längere Zeit nicht richtig fest war.

Da dies mein bislang ältestes Fahrrad ist möchte ich es weitesgehend originalgetreu restaurieren. Allerdings sehe ich das nicht ganz so verbissen wie manch anderer. Und da ich ein Rad lieber fahre als es nur anzusehen kamen als erstes neue Pedale, Ledergriffe und eine moderne Lampe im Retro-Design zum Einsatz.


Das Chromblech der Gabel konnte nicht mehr gerettet werden und wurde aus der Not heraus weiss lackiert. Selbiges geschah auch mit der Stempelbremse.


Die Kette sowie die 72 Speichen sind neu. Die Felgen habe ich bis aufs Metall abgeschliffen neu grundiert und klassisch schwarz mit weissen Zierstreifen lackiert. Das Steuerkopfschild war nur leicht beschädigt und beanspruchte nur etwas Ölfarbe (rot transparent) eine sehr feine Metallfeile und eine halbe Stunde Geduld.
Lenker inklusive fest montiertem Lenkerkopf waren beim besten Willen nicht mehr zu retten und wurden von einem baugleichen Modell von Diamant ersetzt. (das ist zwar nicht stilecht aber erfüllt seinen Zweck).


Der Rahmen ist bisher noch schlicht schwarz glänzend lackiert und bekommt später noch weisse Zierstreifen aus Acrylfarbe und den "MÖVE"-Schriftzug. Eine neuwertige Sattelkerze gab mir Herr Heinze bereits beim Kauf mit und der Sattel ist, abgesehen vom oberflächlichen Rost, in bemerkenswertem Zustand. Das Gestell wird demnächst noch schwarz lackiert und die Federn weiss, dann passt das.
Die Schutzbleche habe ich entsorgt. Chrombleche gehen jawohl gar nicht an so einem Rad...
Leider fehlt es momentan an zeitgemäßen Stahlblechen in der passenden Größe und so kann ich bislang nur an trockenen Tagen damit fahren. Bei den Reifen die ich montieren möchte werden sich einige Rad-Fans wohl die Haare raufen denn es sollen creme-farbene Schwalbe "Fat Frank"-Reifen in 28x2.0 werden. Auch fehlte der Kettenschutz bereits beim Kauf und die üblichen von MIFA passen optisch einfach nicht.
Das Ritzel welches im original 20 Zähne hat wurde getauscht gegen ein 18er Ritzel. Wahrscheinlich wird auch dieses aber noch gegen ein 16er getauscht. Original hin oder her aber ich will damit auch vorwärts kommen und nicht im Akkord strampeln so wie diese Spinner mit ihren Mountainbikes. (Überhaupt, was will man in einer großen Stadt mit einem Mountainbike samt Stollenreifen und wozu hat man 21 Gänge wenn man eh nur mit dem 1. rumjuckelt?)

UPDATE
Entgegen meiner Aussage zu den neuen Reifen sind es nun doch zwei "Road Cruiser" von Schwalbe in 28x1.75 mit altmodisch gelber Seitenwand geworden. Danke an Timmy für den erzwungenen Sinneswandel.
Die neuen Schutzbleche sind mittlerweile eingetroffen. Leider bekam Bleche aus poliertem Edelstahl obwohl ich schwarze bestellt habe.. naja. Die Bleche habe ich dann leicht angeschliffen und schwarz glänzend lackiert. Anschließend wurden sie von Timmy mit weissen Streifen aus Acrylfarbe verziert um sie optisch etwas nostalgischer zu gestalten. 
Der Kettenschutz wurde im gleichen Stil lackiert. Da der originale Kettenschutz nicht mehr vorhanden war und somit auch die Rahmenschelle fehlte musste ich etwas improvisieren um den neuen zu befestigen. (Später wurden ja Gewinde am Rahmen verschweißt aber zu dieser Zeit wohl noch nicht). Ich habe also eine einmal seitlich durch den Rahmen gebohrt und eine Schraube eingeführt an deren Ende eine Verlängerungsmutter kam in welche wiederum die Schraube vom Kettenschutz gedreht wurde. Alles klar? Photo!



Die Naben waren weitesgehend in gutem Zustand. Lediglich an der vorderen hatte das Chrom etwas gelitten weshalb ich sie in der Mitte weiss lackierte. Ist zwar nicht originalgetreu aber doch irgendwie hübsch.




Der Sattel war wohl das größte Problem an diesem Fahrrad. Zwar war das Leder wieder biegsam nachdem ich es zwei Tage lang gefettet habe, aber die Unterkonstruktion samt der Federn waren völlig verrostet so dass ich das gröbste erst einmal schwarz lackiert habe. Die Federn sollen bei Zeiten noch durch neue ersetzt werden.



Was ich überhaupt nicht mehr retten konnte war die Schelle auf der sogar noch die Jahresprägung "58" zu erkennen ist.
Statt ihrer hält nun eine Baugleiche Schelle mit Jahrgang 89 den Sattel fest am Rahmen, ebenfalls aus dem Hause Möve.
(Was Elsterglanz nicht alles bewirken kann... :-) )



UPDATE 25.06.2011
Habe im letzten Monat einen original verpackten Fahrradtachometer mit DDR-Kaufvertrag, DDR-Garantieschein und den nötigen Zubehörteilen (Schnecke, Welle und Tachohalter) bei einem gut sortierten Trödelhändler entdeckt.
Auch hatte er nur 00002,4km auf der Uhr - wobei man einen Tacho mit 0,0km zu Ostzeiten nicht bekam da jeder Tacho getestet wurde und so die ersten Kilometer schon im Werk gezählt wurden.
Es gab nur ein entscheidendes Problem dass mich bis heute nervt:
Die Schnecke ist für 26"-Rad gedacht und das MÖVE ist ein 28"-Rad. Das Tachometer zeigt also weniger km/h an als ich tatsächlich fahre. (Mittlerweile habe ich aber eine 28er Schnecke aus den 80er Jahren entdeckt. (Plaste - *würg*))
Was mich auch störte war die Tatsache dass das Gesamtbild des Lenkers nun nicht mehr gleichmäßig war, da bin ich etwas eigen. Also habe ich die Klingel mit einer zweiten Tachohalterung einfach rechts daneben gebaut so dass es nun wieder gleichmäßig war. :-)



Wer genauer hinsieht erkennt vielleicht den Kopf auf der Glocke welcher mit seinen eindringlichen Augen natürlich nur von Diamant sein kann. Ich bin mir nach wie vor nicht sicher ob diese Klingel ein Original ist oder ob da jemand einfach nur handwerklich begabt war und sie selbst fertigte. Der Außenring ist gestanzt aber der Kopf hat ganz feine Gravurspuren. Auch gehörten damals eigentlich noch zwei Hände und ein Lenker zum Logo. Damals gab es aber diese Glockenform noch gar nicht.... Hach, Komplizierter Fall. ^^

(Text folgt)



Umfrage 12/12
 


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